Todesfall Ernst Jeitler - Jele
Penible Datenauswertung bei einem Stiftungsfest...
Lieber Ernst, Lieber Jele,
Beim Herumstöbern anlässlich dieser Rede bin ich in unserem Familienfotoalbum auf ein Foto von uns beiden gestoßen aus dem Jahr 1980. Es zeigt uns der 5-Jahres-Gedenkfeier anlässlich Fritz Baurs Unfall in Ellbögen. Du hältst mich als Säugling auf dem Arm und lässt mich offensichtlich an Deinem Bierkrug kosten. Haarmäßig lässt sich feststellen, dass wir uns beide in den über 40 Jahren unserer Bekanntschaft wenig verändert haben. Während ich bereits mit einem halben Jahr eher schütteren Haarwuchs aufwies, warst Du bis zuletzt ausgesprochen dichtem Haar gesegnet – ergraut sind wir in dieser Zeit beide. Bier mag ich heute noch.
Meine frühesten Erinnerungen an Dich als Freund meines Vaters sind an Dein lebhaftes Interesse für Astronomie, dass Du mit uns geteilt hast und die unzähligen Zeitungspakete mit ausgewählten Artikeln aus der FAZ die in regelmäßigen Abständen in einer säuberlichen Adressbanderole aus Papier mit der Post ankamen. Sparsam!
Heute stehe ich hier als Obmann des AHV d AAVI und darf im Namen dieses Vereines, in dem Du über 70 Jahre – seit 1950- Mitglied warst diesen kleinen Nachruf halten. Als alpiner Verein ist es wohl ziemlich zuerst ein paar Worte über Dich als Alpinist zu sprechen. Du warst ein begeisterter und ausdauernder Hochtourist, hast unzählige 4000er im Alpenraum bestiegen und warst mit über 50 noch Chimborazo in Ecquador - immerhin den absolut höchste Berg der Erde. In vielen Gesprächen zeigtest Du Dich stets als profunder Kenner der alpinen Geographie und beeindrucktest durch Deine wirklich umfassende Tourentätigkeit, die eigentlich bis an Dein Lebensende andauerte – am Stubaier Gletscher war der „Dr. Jeitler“ den Mitarbeitern durch sein regelmäßiges Höhentraining ein Begriff. Unglaublich wo Du überall warst.
Als Finanzprofi und Mitglied unseres Vereines trugst Du durch großen persönlichen Einsatz maßgeblich zum Vermögensaufbau des AAVI bei. Du warst uns bis zuletzt eine mahnende Stimme für den Erhalt desselben. Anfang der 90er Jahre warst Du Obmann des AHV. Damals führte eine auf beiden Seiten sehr emotional geführte Debatte über die künftige Verwendung des Vereinsvermögens, an der Du dich auch intensiv beteiligtest, zu einer Spaltung im Verein. Leider kehrte damals so mancher dem Verein den Rücken. Du nicht – obwohl Du mit Deiner Meinung sicher auf der Seite derjenigen standest, die sich damals gekränkt fühlten. Du bist weiter gekommen, wurdest bis zu Letzt bei jedem neuen Obmann telefonisch vorstellig und ließt es Dir nicht nehmen bei zahllosen Stiftungsfesten aus minutiös erstellten Listen über Höhenmeterstatistiken oder Personaldaten zu referieren. Im Verein war es nie üblich mit Feedback hinter dem Berg zuhalten und so ernteten Deine oft etwas langwierigen Ausführungen auch so manchen Zwischenruf - trotzdem warst Du immer wieder mit einem Beitrag zur Stelle. Über die Jahre trat vielleicht so etwas wie Altersmilde ein - die Zwischenrufe wurden weniger und Deine Ausführungen wurden zu einem liebenswerten Kuriosum, das irgendwie zu einem Stiftungsfest gehörte. Ich möchte Dir dafür danken, dass Du bis zuletzt so großen Anteil am Verein genommen hast. Du warst ehrlich bemüht die Verbindung zu einem AAVI nicht abreißen zu lassen, der natürlich in den über 70 Jahren Deiner Mitgliedschaft ein ganz anderer Verein geworden ist, als der dem Du 1950 beigetreten bist. Wir werden Dich vermissen.
Danke für Deine treue Mitgliedschaft und ein letztes
Berg Heil!