Verinsausflug 2001

Vereinsausflug 2001:

Der Vereinsausflug 2001 war anfangs, organisatorisch gesehen, eine etwas schwere Geburt. Die ursprüngliche Zusage, dass Ossi und mir die Durchführung dieser beliebten Vereinsaktivität dieses Jahr abgenommen werde, bewahrheitete sich nicht. Also galt es in letzter Minute ein geeignetes Ziel samt Quartier zu finden, was in Anbetracht der kurzen Zeit und der widrigen Witterung im September eine nicht ganz leichte Aufgabe darstellte.
Nach einigen Vorschlägen - für die ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ingmar und Stoffl bedanken möchte - kam Ossi im Rahmen eines Vereinsabends auf die dann schließlich durchgeführte Route von Boden im Lechtal aus, über Hanauer- und Steinseehütte ins Inntal hinaus zu wandern. Ein nicht ganz unehrgeiziges Unternehmen, wenn man Wegstrecke und Alter - bzw. Jugend der zu erwartenden Teilnehmer bedenkt. Wilde Gerüchte über beängstigende Gehzeiten machten die Runde, was offensichtlich insbesondere fast die gesamte Aktivitas bereits im Vorfeld er- und abschreckte !
Nach Quartierfindung, Transportmittelbeschaffung und Ausschreibung (Ossi sei Dank !) brachen letztlich beachtliche 33 Mitfahrer (Vereinsbrüder, Gäste, Kinder und 1 Hund), nach dem mittlerweile bereits klassischen Warten auf den üblichen Zuspätkommenden, in dem größten Bus, den die Hahntennjochstraße erlaubt, Richtung Lechtal auf. Die kurze Stadtrund/(irr)fahrt durch Imst war im Programm zwar nicht vorgesehen - aber trotzdem schön und so gelangten wir schließlich aufs vorhin genannte Joch. Von dort aus wanderte der Großteil der Teilnehmer gemütlich nach Boden, während die fanatischen Watter unter uns sich direkt zum Bergasthof "Bergheimat" chauffieren ließen. Aus dem geplanten Spielchen wurde aber nichts, da dort bereits der heurige Überraschungsgast auf sie wartete. Nein, es war diesmal nicht der Meini (der war schon von Innsbruck an mit von der Partie !) , sondern unser lieber Vereinsbruder Heinz Oberhammer hat sich die Mühe gemacht samt Gattin eigens von Tübingen anzureisen ! -und das trotz der Erwartung eines Enkelkindes und schrecklicher Erinnerungen an eben dort stattgefunden habende Strafexpeditionen aus der eigenen Kindheit ! Mir wurde von der erzteutonischen Belegschaft das letzte verbleibende Zimmer zugewiesen - bezeichnender Weise ein Einzelzimmer, was eine gewisse Parallele zu meiner Singularität in Bezug auf das Vorhandensein weiterer Aktiver darstellte.
Nach gutem, aber deftigem Abendessen blieben beim geselligen, abendlichen Beisammensein nur die ausgesprochen schlechten "Schraubverschlußflaschenweine" zu beanstanden ! Das machte sich aber tags darauf, durch fehlendes Kopfweh bei allen Teilnehmern positiv bemerkbar und dürfte nebenbei auch die AH-Kasse (wenn schon ausnahmsweise nicht den Kassier !) gefreut haben ! Nach Frühstück und entsprechend gestaffeltem Aufbruch war bei herrlichem Wetter die Hanauerhütte und damit die erste gemeinsame Rast schnell erreicht ! Über einen steiler und interessanter werdenden Weg arbeitete sich dann eine nur leicht aufgefiederte Vereinskolonne in Richtung östliche Dremelscharte hinauf, wobei die alpinen Gefahren des doch recht ausgesetzten und von Schneeflecken gesäumten Weges mit der gebührenden Verachtung und Souveränität von Allen bestens gemeistert wurden ! Natürlich gab es auch diesmal (wie bei jeder Vereinsunternehmung !) eine kleine Gruppe Abtrünniger, die eine noch ehrgeizigere Wegvariante mit Gipfelbesteigung unter die Sohlen nahm !
Unterwegs mit den Normalroutengehern erfuhr man persönliches, aktuelles zu Welt- und Lokalpolitik, den Namen des mitlaufenden Hundes (Neve - von ital.: neve/-i --> Schnee) und dass die Steine im Lechtal im Familiennamen "Zentraldolomit" heißen ! Auf dem höchsten Punkt der Wanderung angekommen, bot sich uns ein herrlicher Blick zurück auf die bereits bewältigte Wegstrecke samt umgebender bizarrer Bergwelt. Das Gesichtsfeld in Gehrichtung war noch durch die enge Abstiegsrinne eingeschränkt, was für die Moral einiger Teilnehmer auch ganz vorteilhaft war. Im Hinuntergehen erinnerte man sich, dass Ossi mal was von einem See gesagt hat und kaum 15 Minuten später lag er auch schon kristallklar und malerisch in die Landschaft eingebettet vor uns. Ein Platz zum Verweilen, da waren sich Mensch und Hund einig ! Einige Mutige nutzten die Gelegenheit für den letzten Badegang des Jahres während andere sich viel mehr für ein paar Kletterer in den zur Rechten liegenden Kalkwänden (aus dem überhaupt nicht brüchigen Zentraldolomit) interessierten. Die Harmonie der Nackten und Interessierten wurde dann plötzlich durch die Streitfrage nach dem nördlichsten Dreitausender gestört und so marschierten die ersten schon wieder weiter, um die nahe (nicht mehr bewirtschaftete) Steinseehütte nach eventuell vorhandenem Restbier abzusuchen !
Aber die Hoffnung der Durstigen blieb unerfüllt, nicht einmal der Hüttenbrunnen gab labendes Nass für die Trinkflaschen her. Dafür öffnete sich jetzt der Blick in Richtung Inntal und spätestens jetzt wurde einigen klar, dass der heurige Vereinsausflug noch lange nicht zu Ende war. Tapfer trottete man durch altweibersommertypisch spinnwebenbehangene Legföhrenlandschaften weiter, soff aus Gebirgsbächen und beschwor die Schönheit des warmen Herbsttages, um Gute Laune zu verbreiten. Als sich endlich der Gehweg zu einer Forststraße verbreiterte, war der Zielort immer noch nicht wirklich greifbar. Man wünschte sich sehnlichst ein Mountainbike herbei, das aber genauso wenig kam, wie ein freundlicher Mensch mit Platz im Auto !
Am Fuße des imposanten Steinbruchs von Starkenbach, bei der durch kolossale Maschinen angelegte Kiesgewinnung, dachte ich erbost darüber nach, wie die systematische Zerstörung unseres geliebten Dschungelbuches durch einen gewissen Bauunternehmer angesichts der hier natürlich vorhandenen Steinmassen (sehr brüchig) überhaupt irgendwie rechtfertigbar sei.
Doch gerade als sich mein Groll darüber so richtig aufgebaut hatte, bog eine kleine Asphaltstraße zu den ersten Wohnhäusern von Starkenbach ab und ich lief im Gastgarten des "(Ziel-) Gasthauses zur Birke" ein. Die Ersten warteten schon, grinsten einem mit einem halbvollen Bierglas entgegen und ich beeilte mich meine Bestellung trotz des obligatorischen Pulloveranziehens gleich abzugeben. Nach und nach trudelten die restlichen Vereinsbrüder ein und sogar die Abtrünnigen tauchten - gegenüber anderen Vereinsausflügen unüblich - rechtzeitig auf.
Alle waren stolz auf das ihr Marschpensum, wobei unser lieber Vereinsbruder Reinhold Meier, der die gesamte Strecke auf zwei (zu kurzen) Teleskopstöcken souverän, als einer der Ersten bewältigte, besonders lobend erwähnt werden muss ! Der bestellte Bus war überpünktlich zur Stelle und so schaute vor der Heimfahrt unser schwer tätowierter Busfahrer eben mal selbst noch schnell an der Bar vorbei.
Im Bus stellte sich dann ein Gefühl einer angenehmen Müdigkeit und Zufriedenheit ein, die einen nach Ankunft, Verabschiedung und anschließender Reinigung und Sättigung zu Hause verdient mit den Worten : "Danke Ossi !!" einschlummern ließ !

Tobias Trattner

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