Gedanken zur Verkursung des Vereines


Es stimmt mich nachdenklich, dass wir als Akademischer Alpiner Verein in derart regelmäßiger Manier externe Bergführer zu Ausbildungszwecken beschäftigen. Ich finde, dass hier ein Expertentum erzeugt und akzeptiert wird, das ich in dieser Art nicht uneingeschränkt gutheiße. Es ist meiner Meinung nach eine bedenkliche Entwicklung, dass Haftungsfragen und Ähnliches eine zunehmende Angst vor eigenständigem Problemlösen erzeugen. Gerade im alpinen Bereich ist meines Erachtens die gegenwärtige Tendenz in Richtung Verrechtlichung und Reglementierung weiter Bereiche unseres Lebens mit Vorsicht zu genießen. Artikel 1 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bezeichnet uns als vernunftbegabte Menschen. Als solche sollten wir durchaus in der Lage sein, uns selbstständig alpine Kulturtechniken anzueignen, forschend zu lernen und die erlangten Fertigkeiten im Verein weiter zu geben.
Ich habe den Verein bislang immer als eine Gruppe von Dilettanten im besten Sinne des Wortes erlebt, also von Menschen die die Dinge aus Freude und um Ihrer selbst Willen tun, dabei aber nichts desto trotz einen hohen Fertigkeitsgrad erreicht haben. Für mich war der Verein auch immer ein lebendiger Ort des Wissensaustausches. Beispielsweise sind mir Ossis physikalische Grundlagenvorlesung zur Funktion des Lawinenpieps, unsere langjährige Diskussion über die Schneelast auf unserem Dach in der Fotsch oder auch der Versuch trotz beträchtlichem Alkoholgenusses festzustellen wo genau denn die Sonne um Mitternacht steht, in positiver Erinnerung. Ich finde das Selbstverständnis der Vereinsmitglieder als „Experten für eigentlich eh alles“ etwas Wertvolles. In diesem Sinne wäre es schön, wenn wir uns weiterhin gegenseitig Dinge beibrächten, zumal das Knowhow dazu im Verein absolut vorhanden ist. Ich finde die Idee eines gemeinsamen Kletterwochenendes ausgezeichnet. Es geht mir mehr um die Symbolik, wenn ich anregen möchte Vereinsaktivitäten auch weiterhin ohne externe Bergführer abzuhalten.

Helli M.

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