"Wenn wir Nordföhn ansagen...
..dann müssts scho selber wissen was das heißt" war die ebenso brauchbare wie charmante Auskunft, welche man von Alpenvereins-Wetterdienstlerin Susi L. bekam, wenn man so schwierige Fragen stellte, wo denn nun nächste Woche das Wetter so halbwegs brauchbar wäre. Dank Frauen- und vielmehr Meteorologinnen-Versteher Gerhard M. konnten wir (Bernd A. und ich) dann trotzdem in Erfahrung bringen, dass es im südlichen Wallis bzw. angrenzenden Aosta eventuell noch am Brauchbarsten wäre.
Mit einem Zwischenstopp in Arco (Übernachtungsnummer 410) gings am letzten Sonntag trotz unsicherer Prognose zügig nach Cogne weiter.
vielversprechende Aussichten beim Start |
Nach fast 600 Höhenmeter Skitragen erreichten wir auf 2300 Meter endlich den ersehnten Schnee und hier zeigte sich wieder einmal wie ungerecht das leben so ist: während der ein Jesus-ähnlich über dem gefrorenen Wasser schwebte, brach der andere gnadenlos bei fast jedem Schritt ein - ob das die Strafe für den Unglauben an besseres Wetter war?
Wie auch immer, bei leichtem Schneefall trafen wir pünktlich zum Abendessen im Refugio Sella ein und waren höchst erfreut zu erfahren, dass zwei Gruppen sich ebenfalls auf die "Tour de Pardiso" machen wollten.
Das Wetter war am nächsten Morgen so gut, dass die eine Gruppe die erste Etappe bereits in der Hütte abbrach und die anderen bereits kurz nach 5h in der Früh aufbrachen. Mit den bewegenden Worten des großen Philosophen Franz B. ("Schau ma mal, dann seh ma scho..") im Hinterkopf starteten wir in Richtung Grand Serraz.
nicht nur der Rucksack, auch das Wetter kann bedrückend sein.. |
Schneefall,Sturm und Nebel sorgten v.a. im vergeltescherten Teil für unverhoffte Spannung und erst als wir kurz vorm Gipfel auf geführte Gruppe stießen, machte sich Erleichterung breit, dass wir gar nicht so falsch lagen. Das lange Warten beim Felsaufbau des Gipfels und der steile Abstieg/Abseiler durch eine Rinne, welche beide zwingend für das Weiterkommen waren, ergaben reichlich Gelegenheit mehr über die Westschweizer Gruppe zu erfahren ("Wir kennen uns schon lange, weil wir alle was in Verbier haben - ein Chalet oder so..")
Nachdem fast 40cm Neuschnee und eine Maximalsicht bis zu den Schispitzen die Orientierung sehr mühsam machten, die 60+ Gruppe vor uns aber auch alles andere als überzeugend war, gingen wir ein Joint-Venture mit der Equipe Verbier ein und erreichten trotzdem erst gegen Abend die Chabod-Hütte.
Unsere neugewonnenen Schweizer Freunde strichen am nächsten Tag die Gipfeletappe und ließen sich von ihren beiden Bergführern direkt zur Vittorio-Emmanule-Hütte führen - vermutlich nicht nur, weil das Wetter immer noch recht bescheiden war, sondern ev. weil ihnen auch ihre über 12-stündige Wanderung am Vortag noch schwer in den Knochen steckte.
Wir ließen uns komischer Weise und ganz gegen unseren üblichen Gewohnheiten, davon nur kurzfristig und starteten mit 12 Spaniern, dafür ohne großen Enthusiasmus in Richtung Gran Paradiso. Dabei stellten wir fest, dass man als Katalonier trotz langwieriger und lauthalser Diskusion über jede Spitzkehre es dennoch schafft sich immer in die steilsten Hangpartien zu manövrieren und auch allerfeinst, fernausgelöste Schneebretter keinerlei Hindernisgrund für eine unsinnige Spuranlage sein müssen - warum flach das Gelände ausnutzen, wenns doch steil und kompliziert durch den Gletscherbruch auch geht?
ich, 6 Katalanen und Gran Paradiso im Hintergrund |
Offensichtlich wollte Wetter-Hexe Susi L., die wir bis jetzt doch schon etwas verwunschen haben, nicht als Meteolügin abgestempelt werden und schaltete doch noch ihren Nordföhn ein, wodurch wir nach fast 48h am Berg zum ersten Mal auch so was wie Gipfel sahen. Mit dem Wetter besserte sich auch unsere Laune, sodass wir unerwartet doch am höchsten Punkt landeten.
komplett gleiches Bild wie vorher- nur die Spanier fehlen, dafür ist der Nordföhn da |
der Everest ist überall: der Hillary bzw. Katalanier-Step |
in bester Seegruben-Erste-Gondel-Manier (gelernt ist gelernt) spurten wir die Abfahrt an - unsere katalanischen Mitstreiter folgten uns gut zwei Stunden später - keine Ahnung, ob sie auch beim Abfahren über jeden Schwung so ausdauernd diskutierten...
der Name ist Programm: Gran Paradiso |
Blutsbrüder.. |
Nach einer lauten, aber dafür umso kürzeren Nacht gings am nächsten Tag vom Rif. Vittorio Emmanuele über den Col Paradiso und dem Colle dei Becchi zum Rifugio Pontese, wo uns die extrem freundliche Wirtin Mara mit allerfeinster Pasta begrüßte - nach der anstrengenden Spurarbeit den ganzen Tag, sollte das keinerlei Auswirkungen auf unsere Bikini-Figur haben. Gegen Abend traf auch der mittlerweile dezimierte Schweizer-Trupp ein, wo so mancher mit dem Schicksal haderte, sich nicht auch gleich mitausgeflogen zu sein.
Die über Nacht gefallenen 10cm Neuschnee sorgten am nächsten Tag nochmals für etwas zusätzlichen Schweiß, aber nach fünf Tagen ungewaschen am Berg fällt das olfaktorisch wohl auch nicht mehr wirklich ins Gewicht...
nach fünf Tagen die letzten Aufstiegsmeter - rechts wartet das Joch mit der Abfahrt zur nun doch schon langsam ersehnten Zivilisation |
Wie so oft lässt der Abschluss, über alles Hinwegsehen und zugegeben, die von uns 1200 Höhenmeter angespurte Pulver-Abfahrt war wie Gehirnwäsche, die selbst Scientology neidig werden lässt lässt , sodass die ersten Tage nun fast wie vergessen sind...
furchtbarer Bruchharsch ;o) |
spätestens wenn man wie Bernd hier im rechten Zeigefinger einen Krampf hat, sollte man die Skisaison wirklich beenden - deswegen nun endgültig: bye, bye Winter 14/15 |
Während wir bereits im Expo-Eröffnungsstau in Mailand standen, dürften unsere Schweizer Freunde gerade im gebuchten Wellness-Hotel am Etappenende eingetroffen sein, um sich einen Tag zu erholen, weil dann gehts schließlich direkt weiter zum Heliskiing in die Schwiiz - ja, wir haben alle was in Verbier, ein Chalet oder so....