..auf ´Schlands Höchstem: Zuchspitz
Trotzdem starteten wir am nächsten Tag zeitig, um bei dem prognostizierten wolkenlosen Tag, nicht in die komplette Hitze zu gelangen und die ausgerechneten 2.000 Höhenmeter Aufstieg nicht in gefühlte 4.000 werden zu lassen. Blinzelte bei der Anfahrt zum Berg (ja, schon wieder Rad...) zeitweise noch die Sonne etwas hervor, wurde diese auf dem Weg zur Wiener Neustädter Hütte gänzlich von einer dichten Bewölkung abgelöst, sodass man die Situation ab der Hütte als Laie recht schnell und einfach beschreiben kann: arschkalt und Sauwetter (die fachlich korrekte, meteorologisch Formulierung dafür heisst an diesem Tag: der Hochdruckeinfluss macht sich bemerkbar).
Zugegeben, es waren die kühlen Verhältnisse aber recht angenehm, da das am Vorabend konsumierte Augustiner-Bier einmal mehr seinem Ruf als unvermeidlicher Schädelspalter gerecht wurde (und so in keinster Weise den Vergleich mit einem Flascherl "Silberstückl" oder ähnlichen Produkten um und vor allem aus dem kalterer See, zu scheuen braucht) und so irgendwie schwer auf die Hirnwindungen drückte...
Das Hochdruck-Gebiet macht sich bemerkbar: der Tag wird in ganz Tirol überaus sonnig und nachmittags sommerlich warm, nur im Unterland ziehen zeitweise größere Wolken durch - Aha... |
Vielleicht aus diesem Grund war meinen Begleitern aufeinmal die eingeheizte Sauna scheinbar näher als der Gipfel und so lag es an mir diesen heroischen Gipfel, welcher mit zwei Seilbahnstationen und mind. vier Gaststätten und 10 Souvenir-Standln verziert ist, zu bezwingen. So stieg ich eben alleine von der Hütte - quasi dem Silbersattel der Zugspitze - einsamen, aber extrem heroischen Schrittes in Richtung Gipfel empor, bis ich nach ca. 5 Minuten im dichten Nebel auf die erste Teutonengruppe traf, welche im Gegensatz zu meinen Begleitern mit einer ebensolcher Härte ausgestattet war und sich enstprechend einducksvoll durch Rauhaardackelknie-tiefen Schnee und Eis nach oben kämpfte, wie man es sonst nur in den allerbesten Trenker-Filmen zu sehen bekommt.
Dieses Schauspiel wiederhohlte sich mehrmals, bis ich auf die Speerspitze, die deutsch-deutsche Zugspitz-Exepdition auflief, welche allgemein-gefährlich mit Pickel und Steigeisen herumexeperimentierte. Sichtlich beeindruckt, zugegeben aber auch beängstigt von deren nahkampferprobten Treiben, beschloss ich schnellstmöglich das Weite zu zu suchen, schließlich hatte ich den Stahlzackenschwingern mit meinen filigranen Carbon-Stöckchen nicht viel entgegen zu setzen zumal sie ja auch ein Lasso dabei hatten...
Ich hatte dafür das Pervitin des kleinen Mannes - ein altes, im Rucksack gefundenes Ricola-Zuckerl dabei, sodass ich durch dieses schweizer Amphetamin gestärkt, jedoch vom deutschen Expeditionsleiter geächtet, über den sog. Würtele-Sporn (seitdem unwiederhohlt!) vorbei bin und die Flucht nach oben angetreten habe, bis eine entsprechende Tafel mitten in der Pampa, den Gipfelaspiranten darauf hinweist, dass man sich nun endgültig im Feindesland befindet und deswegen nun absolute Vorsicht und v.a. Gebotstreue angebracht ist.
Nach ein paar weiteren Minuten im dichten Nebel-Schnee-Wetter steht man plötzlich zwischen Würstel- und Souvenierstandl auf dem höchsten Jahrmarkt Deutschlands, der mit einer absoluten Weltsensation aufwarten kann: es ist wohl der einzige Gipfel der Welt, zudem man hinabsteigt! Nach mehrmaligen Herumirren auf den großen Betonplattformern im Nebel- und Touristenmeer (der deutsche Wetterdienst meldete lt. Anschlag der Station vor Ort übrigens immer noch allerfeinstes Sommerwetter) - fand der Verf. heraus, dass man ein Stiegenhaus zwei Stockwerke hinunter muss, um auf den Gipfel hinauf zu gelangen..
"Es ist egal, welchen Berg man besteigt, oben wird man immer weiter sehen" (Reinhard Karl) |
Aufgrund des herrschenden Staus inkl. lustiger Gegenverkehrssituationen und mehrer Anfeindungen für die angeblich nicht normgerechte Sicherungstechnik des Verf., wurde diesem Expeditions-Treiben Respekt gezollt, die Wanderstöcke zusammengeklappt und der Abstieg über die sog. Doppelmayr-Route angetreten, welche einen in fünf Minuten und 22 Euronen leichter, wieder auf den Boden der (zum Glück nun wärmeren) Realität bringt.
Am nächsten Tag gings für den Verf. hinauf zum persönlichen Mont Ventoux (Vulgo Ehrwalder Alm), schließlich wurde die steile Aspahltstraße in Froome-Technik, sprich laufend, bewältigt und mit schmerzenden Hinterteil gings dann zurück zum ersehnten Ausgangspunkt, wo bei erfrischenden 13 Grad (= sommerlich warm lt. ZAMG) die Autoheizung erstmal aufgedreht wurde.